Von Villaviciosa nach
Santiago de Compostela

Pilgertour 2004
auf dem Camino Primitivo

Spanienkarte - Tour 2004

Camino Primitivo - Pilgertour 2004

Einführung

Geschichte, Beschaffenheit und Verlauf

Pilger, die sich für den Jakobsweg an der Nordküste Spaniens entschlossen hatten, mussten sich in der Küstenstadt Villaviciosa erneut entscheiden. Weiter entlang der Küste gelangten sie hinter Ribadeo auf den Camino Norte, auf dem man über Mondoñedo und Sobrado dos Monxes in Arzúa den Camino Francés erreicht. über diese Variante, die das Kantabrische Gebirge vermeidet, habe ich in der Kalebasse Nr. 36 geschrieben.
Die zweite Variante führt von Villaviciosa (genau von Grases Casquita) ins Landesinnere auf dem Camino del Interior, um bei Oviedo in den ältesten aller Jakobswege, den Camino de Santiago Primitivo überzugehen. Bei Palas de Rei trifft dieser dann auf den Camino Francés.

In der Zeit der Entdeckung des Grabes des Apostels Jakobus war Galicien politisch mit dem Königreich Asturien verbunden. So ergab es sich, dass die ersten Pilger sich von Oviedo aus auf den Weg machten, das Grab des Apostels zu besuchen.
Oviedo entwickelte sich im Laufe der Zeit wegen seiner umfangreichen Reliquiensammlung zu einem begehrten Pilgerziel. Darüber hinaus ist die Kathedrale von Oviedo dem Erlöser geweiht, und viele Pilger verließen bei León den Camino Francés, um einen Umweg über Oviedo zu machen. So entstand in jener Zeit das Sprichwort:


„Wer nach Santiago geht und nicht den Erlöser besucht,
besucht den Diener und vergisst den Herrn.“

Wer sich nun für den Camino Primitivo entscheidet, kann auf diesem Weg durch die einsamen Landschaften der Ausläufer der kantabrischen Kordilleren das frühe Pilgererlebnis des 10. Jh. am ehesten nachvollziehen. Die Route ist nämlich durchweg dünn besiedelt, mit Ausnahme der großen Städte Oviedo und Lugo. Das wiederum lässt manche reizvolle Begegnung mit Einheimischen zu.

Die Pilgerwege stellen hohe Anforderungen an die Kondition der Pilger, denn es geht durch Hochgebirgslandschaft. Wenn man aber früh startet und nicht zu schnell geht, sind auch die Etappen von ca. 35 km gut zu bewältigen.
Im Oktober 2004 hatten wir leider viel Regen. Dadurch wurden die Wege manches Mal fast unpassierbar und auch schwierig für die Gelenke. Alternativ war es dafür möglich, der Landstraße zu folgen. Für die Mühen wird der Pilger anderseits mit unvergleichlichen Ausblicken in die spanische Bergwelt belohnt. Man ist teilweise richtig begierig darauf, die nächste Höhe zu erklimmen, um die kommenden Aussichten genießen zu können.

Obgleich die Route von Villaviciosa bis Palas de Rei in der Tat ausgesprochen ursprünglich ist, hat sie neben der beeindruckenden Landschaft auch kulturell einiges zu bieten:

Villaviciosa (mittelalterliche Kirche Santa María de la Oliva, etwas später Zisterzienserkloster Santa María de Valdediós mit der präromanischen Kirche San Salvador de Valdediós aus dem Jahr 893);

Siero bzw. El Berrón (Kirche San Pedro);

Oviedo (Kulturdenkmal mit der Kathedrale einschl. der hl. Kammer, romanische Kirchen etc.);

Grado (Miranda Schloss 17. Jh., Kapelle de los Dolores-1716);

Cornellana (einziges Clunyzenserkloster in Asturien, Portale aus dem 11. Jh.);

Salas (Stiftskirche Santa María la Mayor 16. Jh., Palast der Grafen von Casares 18. Jh.);

Tineo (Kirche San Pedro 13. Jh.);

Pola de Allande (Pfarrkirche San Andrés 16. Jh.);

Grandas de Salime (Stausee des Navia, Colegiata del Salvador);

Fonsagrada (Pfarrkirche mit Pilgerbüro);

Cádavo-Baleira;

Lugo (Kathedrale, weitere Kirchen, Stadtmauer, römische Termalquellen).

Die Darstellung kann natürlich nicht sämtliche Sehenswürdigkeiten der Route darstellen. Aber sie lohnt sich zweifellos.

Markierung, Planungshilfen und Unterkünfte

Von den asturischen Jakobusgesellschaften ist der Weg konsequent markiert worden. Das gleiche gilt auch für den galicischen Teil. Dennoch möchte ich die Outdoor-Handbücher Nr. 141 (Nebenrouten) und Nr. 23 (Camino Francés) von Michael Kasper und die Michelinkarte 441, 1:400000, empfehlen.
Die Bücher dienen zur Planung der Etappen und bieten einen überblick über die auf dem Weg zu erwartende Infrastruktur. Etwas Sicherheit, den Weg nicht zu verfehlen geben sie natürlich auch. Ein Pilger, in Gedanken versunken, kann schon einmal die Markierung übersehen. Die Karte ist hilfreich, wenn man wegen schlechter Bedingungen den Camino verlässt, um auf die Straße auszuweichen.

Die Wahl der Unterkunft ist regelmäßig der jeweiligen Philosophie des einzelnen Pilgers überlassen. Bei der von mir gewählten Einteilung der Etappen war es stets möglich, in Pilgerherbergen unterzukommen.
Die Qualität der Pilgerherbergen, ist nach eigenem Augenschein und auch nach Auskünften parallel gehender Pilger überwiegend gut bis hervorragend. Genügend Platz ist regelmäßig auch, weil der Camino Primitivo nicht sehr frequentiert wird. Wer, wie ich, mehr auf Hostals steht, hat ebenfalls keinen Mangel an Unterkünften.
Ausnahme ist das Teilstück zwischen Pola de Allande und Grandas de Salime. Auf diesen gut 40 km muss der Pilger über den etwa 1200 m hohen Pass Puerto del Palo und hinter La Mesa geröllig steil hinunter zum Stausee des Navia und danach wieder steil hinauf nach Grandas de Salime. Da ist es ratsam, in der guten Herberge von La Mesa zu übernachten. Hotelverzeichnisse sollte man sich nach Möglichkeit von Deutschland aus mitnehmen. Diese sind in den spanischen Reisebüros oder Fremdenverkehrsämtern erhältlich.

Meine Erfahrungen auf dem Camino Primitivo habe ich in einem Bericht niedergelegt: Auf dem Camino Primitivo, Oktober 2004, 40 Seiten Din A 5, diesmal mit Farbbildern (12). Dieser Bericht ist bei mir gegen einen rein kostendeckenden Obolus von 5,- € erhältlich.

Beschreibung der Pilgertour

Villaviciosa - Santiago de Compostela

Zeitraum der Pilgertour: 02.10.2004 - 20.10.2004
Streckenname: Camino Primitivo
Gesamtanzahl der Etappen: 14 Stück
Gesamtlänge der Strecke: 377,7 km

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1. Etappe Villaviciosa - El Berron

Datum: Sonntag 03.10.2004
Länge der Etappe: 32 km

Zwischenstationen: Amandi - Ambas - La Carcabada - Siero

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Der Weg ist gut beschrieben und markiert. Einige ordentliche Hügel sind zu überwinden. Sehenswert das Kloster Santa Maria de Valdediós mir der Kirche San Salvador de Valdediós aus dem Jahr 893. Siero hat keine Unterkunft offen, so dass wir bis El Berrón gehen müssen.

2. Etappe El Berron - Oviedo

Datum: Montag 04. Oktober 2004
Länge der Etappe: 14 km

Zwischenstationen: Granda - Colloto

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Die Etappe macht keine Probleme. Ein alter Palast bei Meres, eine Pontonbrücke aus mächtigen Steinblöcken über den Fluss Nora, und die Kirche San Pedro de Granda sind zu bewundern; kurz vor Oviedo dazu noch eine mittelalterliche Brücke. Nach einer Strecke Industrie vor Oviedo sind wir bald im Zentrum an der Kathedrale und dem Rathaus. An Sehenswürdigkeiten mangelt es nicht.

3. Etappe Oviedo - Grado

Datum: Dienstag 05. Oktober 2004
Länge der Etappe: 25 km

Zwischenstationen: Esclampero - Valsera - Penaflor

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Der Weg stadtauswärts ist mit Messingmuscheln markiert. Es ist hügelig und landschaftlich ganz reizvoll. Durch den einsetzenden Regen und Dunst ist bald jedoch nicht mehr viel zu sehen. Wegen des sehr starken Regens fällt dann auch der abendliche Stadtbummel aus.

4. Etappe Grado - Salas

Datum: Mittwoch 06. Oktober 2004
Länge der Etappe: 25 km

Zwischenstationen: San Juan de Villapanda - Doriga - Cornellana

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Der durchweichte Camino zwingt uns auf die Landstraße, die aber wenig Verkehr hat. Steigung wechselt mit Gefälle. Der Abstecher bei Cornellana zum Kloster San Salvador aus dem 12. Jht. lohnt sich. Nach Salas geht es stetig bergan. Der Ort ist mittelalterlich geprägt durch Kirche, Palast und Festung.

5. Etappe Salas - Tineo

Datum: Donnerstag 07. Oktober 2004
Länge der Etappe: 20 km

Zwischenstationen: La Espina - El Pedregal

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Herrliche Landschaften mit weiten Blicken ins Land erfreuen das Herz. Tineo ist eine normale spanische Stadt. Bemerkenswert die in einem ehemaligen Schlachthaus untergebrachte Pilgerherberge.

6. Etappe Tineo - Pola de Allande

Datum: Freitag 08. Oktober 2004
Länge der Etappe: 30 km

Zwischenstationen: Obona - Campiello - Borres - Porciles

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Wir laufen jetzt durch Mittelgebirge ca. 600 bis 800 m hoch. Freie Blicke ins Land und Waldstücke wechseln sich ab. Das Kloster Obona sollte man sich gönnen. Borres als Herberge ist nicht empfehlenswert. Da geht man besser bis Pola de Allande.

7. Etappe Pola de Allande - La Mesa

Datum: Samstag 09. Oktober 2004
Länge der Etappe: 26 km

Zwischenstationen: Paß Puerto del Palo - Lago - Berduceda

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Es geht von 700 auf 1200 m zum Pass Puerto del Palo. Wunderbare Landschaft mit weiten Blicken ins Land. In Berducedo ist die letzte Möglichkeit zum Einkauf. In La Mesa kann man aber nach Voranmeldung vor Ort doch essen gehen. Die Herberge ist o.k.

8. Etappe La Mesa - Grandas de Salim

Datum: Sonntag 10. Oktober 2004
Länge der Etappe: 14 km

Zwischenstationen: -

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Die Etappe ist kurz, sie hat es aber in sich. Über Schotter geht es steil bergab, allerdings mit herrlichem Blick auf den Stausee des Navia und auf den Zielort. Die Staumauer und das Wasserkraftwerk sind gigantisch, die verlassenen Häuser am Seeufer wirken gespenstig. Hinter der Staumauer geht es steil bergan bis zum Ziel. Grandas de Salime hat ein Heimatmuseum und das Colegiata Grandas de Salime mit einem Santiago in der Kirche.

9. Etappe Grandas de Salime - A Fonsagrada

Datum: Montag 11. Oktober 2004
Länge der Etappe: 30 km

Zwischenstationen: Cereixeiro

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Auf dieser Etappe ist an der Grenze zwischen Asturien und Galicien ein Pass (1030 m) zu überwinden mit wundervollem Panorama. Bei Regen ist es besser auf der Straße zu bleiben. In Fonsagrada ist eine Pension direkt hinter der Kirche. Es gibt direkt neben der Kirche ein Pilgerbüro.

10. Etappe A Fonsagrada - Cadavo Baleira

Datum: Dienstag 12. Oktober 2004
Länge der Etappe: 30 km

Zwischenstationen: Cerredo - Paradavella - A Lastra - Fontaneira

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Wir müssen die Widerwärtigkeiten,
die Gott uns schickt, annehmen,
ohne viel darüber zu grübeln,
und wir dürfen es als gewiss annehmen,
dass es das Beste ist,
was uns begegnen kann.

( Philipp Neri zum 12. Oktober 2004 )

Heute fällt der Pass mit 960 m etwas moderater aus. Schöne Ausblicke, die nur von den zahlreichen Windräder beeinträchtigt werden. Die Spanier haben hier in der Gegend auf jedem Grat eine Menge davon. In der modernen Pilgerherberge von Cádavo-Baleira liegen allerhand Prospekte über die verschiedenen Pilgerwege aus.

11. Etappe Cadavo Baleira - Lugo

Datum: Mittwoch 13. Oktober 2004
Länge der Etappe: 34 km

Zwischenstationen: Castroverde

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Erwähnenswert ist Castroverde mit seinem mittelalterlichen Wehrturm. Ansonsten geht es durch grünes Land bis an den Rand von Lugo. Hier wird es karg, bis es am Stadtrand unvermittelt aufwärts geht zur Kathedrale. 100 km vor Santiago ist der Sello der Kathedrale von Lugo ganz besonders wichtig. Hier legen wir auch einen Ruhetag ein, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besuchen: Kathedrale, Stadtmauer, weitere Kirchen, Santiago-Tor mit Matamous, römische Thermen, romanische Brücke u.s.w.

12. Etappe Lugo - Palas de Rei

Datum: Freitag 15. Oktober 2004
Länge der Etappe: 40 km

Zwischenstationen: Pasaia

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Wie im Pilgerführer angegeben sollte man die Straße gehen. Die Route ist wellig, aber kein Problem. Es gibt einen Abzweig zum Kloster Sobrado dos Monxes. Hier waren wir jedoch schon auf dem Camino Norte. Deshalb ziehen wir Palas de Rei vor. Hier endet der Camino Primitivo und es geht weiter auf dem Camino Francés.

13. Etappe Palas de Rei - Arzua

Datum: Samstag 16. Oktober 2004
Länge der Etappe: 30 km

Zwischenstationen: Melide - Ribadiso

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Vorsicht; stark erhöhtes Pilgeraufkommen, in den Bars ist mit Staus zu rechnen. In Melide ist der Pilger los. Danach verläuft es sich bis Arzúa etwas. Der Regen hält die Pilger in der überfüllten Herberge und den Hostals fest.

14. Etappe Arzua - Santiago de Compostela

Datum: Sonntag 17. Oktober 2004
Länge der Etappe: 37 km

Zwischenstationen: Calle - Empalme - Amenal - Monte do Gozo

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Wer diese Etappe in einem durchgeht, sollte früh los und seine Pausen gut einteilen. Auffallend die Eukalyptuswälder unterwegs. Lavacolla und Monte do Gozo sind die letzten wichtigen Stationen vor Santiago. Der Einmarsch ist für uns ein Nachhausekommen, Santiago ein Lebensgefühl.